Kollektiv Positron
Zusammen mit dem interdisziplinären Künstler Volker Hartmann-Langenfelder, bildet Lea Langenfelder den Kern des Ende 2016 in Mannheim gegründeten Kollektivs Positron. Die Arbeiten des Kollektivs bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Performance, Raum-, Klang- und Videoinstallation.
Im Herbst/Winter 2017 stellt das Kollektiv seine ersten gemeinsamen Arbeiten vor.
Projekte
Dieses Muss gebot das Herz
Im Vorfeld von Europa- und Kommunalwahlen, bemüht um einen neutralen und objektiven Standpunkt befasste sich Dieses Muss gebot das Herz über einen ununterbrochenen Zeitraum von 50 Stunden mit Ursachen und Verortung von Radikalismus und Fundamentalismus.
Textliche Grundlage bildeten Biogramme früher Nationalsozialisten, die der amerikanische Soziologe Theodore Abel 1934 in Deutschland gesammelt hatte, um seinen Landsleuten das Phänomen Nationalsozialismus verständlich zu machen. Ein Teil seiner mehrere tausend Seiten umfassenden Textsammlung findet sich auf 650 Seiten als Kern des vom Berlin Story Verlag veröffentlichen Buches "Warum ich Nazi wurde". Die kompletten Biogramme aus diesem Buch wurden während der Performance von wechselnden Schauspielern und Sprechern ohne Unterbrechung vorgetragen.
Die Bühne, ein zu Beginn der Performance im zeitüblichen Stil neutral eingerichtetes Raumfragment, wurde während dessen um Schauspieler und Sprecher herum durch künstlerische Interventionen permanent verändert. Eine Anspielung darauf, dass Radikalismus und daraus entspringender Fundamentalismus vor historisch und individuell immer wiederkehrenden und sehr ähnlichen Hintergründen nicht nur als Produkt politisch rechter Haltungen, sondern unterschiedlichster politischer, sozialer und ökonomischer Umfelder betrachtet werden kann.
Gerade vor den anstehenden Europa- und Kommunalwahlen 2019, wo im Ergebnis mit einer erhöhten Präsenz radikaler(er) Positionen in Parlament und Stadtrat zu rechnen war, öffnete die Performance den Raum zur Reflexion über Ursachen von Radikalisierung in Teilen der Gesellschaft bzw. auf individueller Ebene, sowohl im historischen Kontext, als auch im Hier und Jetzt.
Ein Projekt von Kollektiv Positron (Hartmann-Langenfelder, Langenfelder, Lichtenberg)
Konzept und Umsetzung
Hartmann-Langenfelder, Langenfelder
Mitwirkende
Tim Fischer, Intervention
Sophia Mara Buck, Leserin
Friedrich Byusa Blam, Leser
Steffanie Steffen, Leserin
Costanza Dohmen, Leserin
Saskia Sturm, Leserin
Pauline Schwanke, Leserin
Franziska Schmit,z Leserin
Paula Franke, Leserin
Jan-Philipp Possmann, Leser
Laura Kaiser, Leserin
Sandra Friebolin, Leserin
Cara Schwab, Leserin
Bernd Mand, Leser
Inka Neubert, Leserin
Regina Heilmann, Leserin
Nicole Langenfelder, Leserin
Florian Huth, Leser
In Kooperation mit dem Theaterhaus G7, Mannheim. Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Mannheim.
Psalter*
Bei der Nahrungsaufnahme dringt das Außen in das Wesen ein. Nimmt die Gemeinschaft eine Mahlzeit ein, nehmen wir dich auf. Wir sind aus dem gleichen Holz. Wir sind eine Stofflichkeit. Wir sind erfüllt von Gleichem und gleich. Wer nicht frisst schert aus und proklamiert so die stille, sprachlose Revolte gegen ein System. Gegen die Familie, die westliche, den Westen. Wer nicht freiwillig frisst, wird fressen gemacht. Hier bietet sich die einfache Möglichkeit, das Wesen des aufständigen Subjekts zu verändern, zu brechen und zu zerpressen. Wohl gesättigt schließt man es dann wieder in die Arme. (Textauszug, PSALTER)
Mit PSALTER gab es Ende September 2017 die erste offizielle POSITRON Arbeit in Mannheim zu sehen. Auf Einladung des Mannheimer Theaterhaus in G7 hin untersuchte das Kollektiv unter dem übergeordneten Begriff "Hunger", wie sich konkrete Hunger- und Mangelerfahrungen auf Betroffene und deren Nachfolgegenerationen auswirken. Aus den aufeinander bezogenen Erinnerungen dreier Generationen entwickelte es eine (autobiographisch geprägte) Raum-/Video-/Klanginstallation.
Es entstand ein visuell und auditiv in jeweils drei Ebenen unterteilter Raum, als abstrakte Reflexion über eine Enwicklung aus dem Mangel an Nahrung und Möglichkeiten der späten Kriegs- und frühen Nachkriegsjahre, über die Wirtschaftswunderjahre, hin, zu einer Konsum- und Überflussgesellschaft, die sich in einem immerwährenden Festmahl im wahrsten Sinne erschöpft.
Ein eindrückliches Bild für einen Weltzustand des Überflusses
...
(Die deutsche Bühne über "Psalter", in ihrer Kritik vom
29.09. zu "Das Hungerhaus", eine Produktion des Mannheimer Theaterhaus
G7)
Konzept und Umsetzung
Kollektiv POSITRON (Langenfelder, Hartmann-Langenfelder)
Premiere
28. September 2017, im Rahmen von "Das Hungerhaus", einem Projekt
des Theaterhaus G7, Mannheim.
Weitere Termine: 29. und 30. September, sowie in den Folgewochen bis 28. Oktober,
immer Donnerstags, Freitags und Samstags.
Gastkünstler
Nils Kirchgeßner (Performer, Stimme)
Programmierung
Christoph Hack
* Psalter ist die Bezeichnung für den dritten Magen, den Blättermagen, bei Wiederkäuern.